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7 vs. Wild

Was passiert, wenn man 30 fremde Lehrer_innen (oder auch Erzieher_nnen) aus elf verschiedenen Ländern 24/7 in der schwedischen "Wildnis" aufeinander loslässt? Ein Experiment mit Spannungspotential... Was stark an das Fernsehformat 7 vs. Wild erinnert, ist tatsächlich eine Lehrkärftefortbildung im Rahmen von Erasmus+ unter dem Motto "die Natur als Klassenzimmer". Gespannt, wer und was mich da also in Schweden erwartet, fuhr ich zu Beginn der Sommerferien gen Norden. Was für Leute kommen da, was lernen wir, wie werde ich es später in der Schule anwenden können und ist das überhaupt auf uns in Waldshut übertragbar und sinnvoll?

Als es dann los ging, kam ich mir fast vor wie ein Schüler, der in eine neue Klasse mit lauter Unbekannten kommt. Bereits nach der ersten Begrüßungsrunde waren aber alle Sorgen verflogen. Auch wenn es eine total bunt gemischte Truppe von Mitte 20 bis Ende 50 aus halb Europa war, zeigten die ersten Vertrauensübungen, dass man sich aufeinander verlassen kann. Im Laufe der nächsten Woche wurde bei verschiedenen Aktivitäten vorgeführt, wie und wo man das Klassenzimmer nach draußen verlegen , die Klassengemeinschaft stärken und dabei die Selbständigkeit und das Umweltbewusstsein fördern kann. Wir haben das beispielsweise mit einer Kanutour, einer Höhlenerkundung, beim Backen über offenem Feuer, beim Pilzesammeln, beim Besuch einer schwedischen Schule, während der "Fika" (Kaffeepause) im Austausch untereinander oder beim Beobachten und Untersuchen der verschiedenen Ökosysteme erlebt.

Jetzt kann man natürlich sagen, die Wildnis Schwedens lädt ja förmlich dazu ein. Da kann das Waldshuter Wildgehege oder der Rhein nicht mithalten. Aber selbst der kleinste Ausflug ins Grüne kann zum Nachdenken anregen und dabei helfen, alltägliche Routinen zu durchbrechen. Nicht nur, um mehr zu lernen, sondern auch, um für eine ausgeglichene Atmosphäre zu sorgen.

Aber die Haupterkenntnis kommt nach einer Anekdote des Kursleiters. Er wurde während eines Kongresses kritisiert, bei einer Aktivität nicht penibel jedes kleinste Detail abgesichert zu haben. Seine Antwort: "Where's the adventure?" Lernen, persönliches Wachstum, all das findet an und leicht außerhalb unserer Komfortzone statt. Ob das nun ein waghalsiger Sprung über eine Felsspalte oder eine neue Matheformel ist. Dazu möchte ich nun alle Kolleg_innen und Schüler_innen motivieren. Versucht Routinen zu durchbrechen, auch wenn es im Alltag manchmal schwer ist. Der beste Lernort dafür ist draußen. Und das dabei Gelernte prägt sich viel besser ein als von der Tafel abgeschrieben.

Natürlich ist so ein Erasmus+ Programm auch immer wieder dafür gut, neue Kontakte zu knüpfen, neue Sprachen und Kulturen kennenzulernen, zu erkennen, dass einige Klischees stimmen, was aber auch überhaupt nicht schlimm sein muss, und wiederum zu sehen, dass wir alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, aber durch den Austausch zu Lösungen kommen. Und so hoffe ich, dass ich das Erlebte weitergeben kann, ob im Unterricht oder den kurzen Gesprächen dazwischen.

Björn Schöneich


Fachabteilung Pflege